In dritter Generation leitet Ursula Dotti im Bündner Südtal Puschlav das Familienunternehmen Apimiel, das sich auf Honig spezialisiert hat. Sie erzählt, was Schweizer Honig auszeichnet und weshalb er nicht immer gleich schmeckt.
Frau Dotti, was fasziniert Sie an Honig?
Vor allem die riesige Leistung der Bienen. Wenn ich all die Fässer im Lagerraum sehe, bin ich immer wieder erstaunt, wie viel Honig die Bienen produzieren. Es ist ein Wunder der Natur. Und sie bestäuben Blumen aller Arten, was wichtig ist für uns alle.
Inwiefern ist der Schweizer Honig von Apimiel etwas Besonderes?
Speziell ist, dass ein einziges Produkt die Flora der ganzen Schweiz repräsentiert. Genauso wie unser Land kulturell und sprachlich vielseitig ist, so vereint der Honig die Besonderheiten aller Regionen.
Honig ist ein echtes Naturprodukt. Kann es vorkommen, dass er je nach Jahr unterschiedlich schmeckt?
Auf jeden Fall. Farbe, Konsistenz und Aroma können sich unterscheiden. Zum Beispiel hat es einmal sehr viele Lindenblüten, in einem anderen Jahr weniger. Auch die Blumen blühen nicht immer gleich. Wir versuchen, durch das Zusammenfügen von Honig aus verschiedenen Regionen einen gleichbleibenden Geschmack zu erschaffen.
Wie war das letzte Honigjahr?
Der Frühling kam 2024 früh und war sehr warm, wodurch manche Blumen vorzeitig blühten. Weil danach viel Regen folgte, konnten die Bienen nicht fliegen und inzwischen verblühte die Flora. Es war nicht das beste Jahr für die Bienen und den Honig.
Wie muss man sich die Produktion von Schweizer Honig vorstellen?
An erster Stelle steht natürlich die grossartige Arbeit der Bienen. Wichtig ist auch die sorgfältige Arbeit der Imker. Sie pflegen die Bienen und ernten den Honig. Und dann erst kommen wir ins Spiel. Für uns sind die Zusammenarbeit mit den Imkern und das gegenseitige Vertrauen entscheidend.
Wie kommt der Honig nach Brusio?
Kleinere Imker bringen ihren Honig an eine unserer regionalen Sammelstellen. Bei grösseren Imkern holen wir den Honig ab. In der Regel passiert dies zweimal jährlich, nach der Frühlingsernte und nach der Sommerernte.
Wie geht es bei Ihnen weiter?
Der Honig wird kontrolliert. Zusätzlich lassen wir Analysen erstellen. Jede Charge hat eine Nummer, so können wir zurückverfolgen, woher der Honig stammt. Wir lagern ihn bei einer optimalen Temperatur von 12 bis 15 Grad. Um den kristallisierten Honig abfüllen zu können, wird er leicht erwärmt. Anschliessend wird er erneut kühl gelagert.
Wodurch zeichnet sich Schweizer Honig geschmacklich aus?
Durch seine cremige Beschaffenheit sowie ein süsses und liebliches Aroma.
Haben Sie Tipps für den Genuss?
Am besten lagert man ihn bei 18 bis 20 Grad. Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten, sollte er nur leicht erhitzt werden. Persönlich liebe ich ihn klassisch auf Brot mit etwas Butter.
Titelfoto: Ursula Dotti ist in Brusio GR aufgewachsen. Ihr Familienunternehmen Apimiel stellt für Volg den Schweizer Honig her.
Honig von Apimiel aus Brusio GR
Zwei Pässe müssen überwunden werden, um von der Deutschschweiz ins abgelegene Bündner Südtal Puschlav zu gelangen. Im Dorf Brusio lebt Familie Dotti seit Generationen. Ernesto Dotti, Ursula Dottis Grossvater, war leidenschaftlicher Imker. In den 1950er-Jahren begann er nebenberuflich mit dem Handel von Honig. Später gründeten Ursula Dottis Eltern Apimiel. Heute ist das kleine Familienunternehmen auf die Produktion, die Verarbeitung und den Vertrieb von Honig spezialisiert und wird seit 2012 von Ursula Dotti und Claudio Lanfranchi geleitet.