Direkt am Ufer des Seerheins, im schmucken Thurgauer Dorf Gottlieben, werden die Gottlieber Hüppen hergestellt. Inhaber Dieter Bachmann und Geschäftsleitungsmitglied Andrea Rivas sind Feuer und Flamme für das zarte Gebäck mit der cremigen Füllung.
Herr Bachmann und Frau Rivas, was fasziniert Sie an den Gottlieber Hüppen?
Sie sind klein und fein und einzigartig in der Herstellung. In jeder einzelnen Hüppe steckt viel Liebe und sorgfältige Handarbeit unserer Mitarbeitenden.
Wer hat die Hüppen erfunden?
Man vermutet, dass sie sich aus den Hostien der katholischen Kirche entwickelt haben. Die Klöster waren ja sozusagen die kulinarischen Labore des Mittelalters. Dort experimentierte man mit den dünnen Oblaten, versetzte den Teig mit Zucker und rollte ihn. So fand man heraus, dass der Zucker beim Abkühlen kristallisiert und die Rollen ihre Form behalten.
Traditionell waren die Hüppen also hohl?
Richtig. Man stellte sie hohl her, sodass sie später gefüllt werden konnten, etwa mit Schlagrahm. Es existiert auch ein Brief des deutschen Dichters Friedrich Schiller, in dem er schwärmt, er hätte sogenannte «Hohl-Hippen» gegessen. Sie hätten eine Füllung aus Quittengelée gehabt, und das sei ein wunderbarer Genuss gewesen.
Warum wurden gerade in Gottlieben so viele Hüppen gebacken?
Vermutlich hängt das mit dem Schloss Arenenberg zusammen. Im 19. Jahrhundert liess sich Königin Hortense de Beauharnais, Stieftochter von Napoleon I., dort nieder. Quittungen belegen, dass die Königin, wie auch ihr berühmter Sohn, der spätere Kaiser von Frankreich Napoleon III., «Gaufrettes» (Hüppen) aus Gottlieben bezogen hatte.
Die heutigen Gottlieber Hüppen sind mit einer Praliné-, Mocca- oder Gianduja-Masse gefüllt. Wie kam es dazu?
Im Laufe der Zeit wurden die Waffeleisen von Frau zu Frau weitergegeben. 1928 erhielt unsere Firmengründerin Elisabeth Wegeli ein Waffeleisen von ihrer Nachbarin und eignete sich das nötige Wissen an. Sie hatte die Idee, die Hüppen mit einer Schokoladencreme zu füllen. Das kannte man zuvor gar nicht und es kam sehr gut an.
Wie wird die süsse Spezialität heute hergestellt?
Wir sind vermutlich die Einzigen, die die Hüppen noch auf die alte Art herstellen. Für jede Hüppe wird eine hauchdünne Crêpe gebacken, wie eine Zigarre gerollt, einzeln gefüllt und dann von Hand verpackt. Die Herstellung ist noch gleich wie zu Anfangszeiten, einfach mechanisiert. Zucker und Weizen stammen übrigens aus der Schweiz, Kakao und Kaffee sind aus biologischem Anbau und Fairtrade-zertifiziert.
Zu welchen Gelegenheiten empfehlen Sie den Genuss der Gottlieber Hüppen?
Wenn man entspannen will, zu einer Tasse Kaffee oder Tee und einem guten Buch. Sie langsam zu geniessen, ist wichtig. Dank der Waffel bleiben die Finger sauber und die Füllung schmilzt nicht, wenn sie die heisse Tasse berührt. Aufbewahren kann man sie bei Zimmertemperatur oder auch im Kühlschrank, je nach Belieben. Und natürlich sind sie auch ein schönes Geschenk, etwa zu Weihnachten oder zu Geburtstagen.
Titelfoto: Dieter Bachmann und Andrea Rivas geniessen täglich mindestens eine Gottlieber Hüppe – zur Qualitätskontrolle und weil sie einfach fein sind.
Gottlieber Hüppen aus Gottlieben TG
Als Elisabeth Wegeli 1928 begann, mit dem Waffeleisen ihrer Nachbarin zu experimentieren, hätte sie wohl nicht gedacht, dass ihre Hüppen aus Gottlieben einst schweizweit bekannt werden würden. Ihr Erfolgsrezept war das Befüllen mit einer Praliné-Masse. Während dreier Generationen war das Unternehmen in Familienbesitz, 2008 übernahm es der Thurgauer Dieter Bachmann. Nebst den Hüppen produziert Gottlieber weitere süsse Spezialitäten wie etwa Cacaomandeln, die in einzelnen Volg-Läden erhältlich sind. Zum Unternehmen gehören auch sechs Cafés in der Deutschschweiz. Insgesamt sind heute je nach Saison 70–100 Mitarbeitende beschäftigt.